Durch das wachsende Interesse des Bürgertums an Konzerten entstand in Wien Mitte des 19. Jahrhunderts ein enormer Bedarf an Konzertsälen. Diese Marktnische erkannten vor allem Klavierbauer:innen, sodass das Klavier – als zentrales Instrument des Musikgeschehens – eine Blütezeit erlebte und unzählige Klaviermanufakturen in Wien entstanden. Einige Hersteller:innen hoben sich in ihrer ausgezeichneten Qualität von den anderen ab, darunter auch der erfolgreiche K. & K. Hof- und Kammer- Klavierfabrikant Friedrich Ehrbar.
Die Errichtung des Ehrbar Saals wurde im Jahr 1876 von Friedrich Ehrbar beim Architekten Julius Schrittwieser in Auftrag gegeben. Er legte am 28. August 1876 den Grundstein in der Mühlgasse 28, im 4. Wiener Gemeindebezirk. Im Stil der italienischen Hoch-Renaissance mit römischem Einfluss wurde ein akustisch perfekter Konzertsaal für etwa 400 Personen errichtet.
„ […] Ein kunstsinniges und elegantes Publikum füllte den schönen Saal, über dessen geschmackvolle und noble Ausstattung nur eine Stimme der Bewunderung herrschte…Das Publikum wurde während des ganzen Konzertes nicht müde, Beifall zu spenden, und wenn der Anfang zur Vorbedeutung für die Zukunft werden soll, so muß ein glänzender Erfolg stehts an diesem Saal gebannt bleiben.“ (Die Presse, 30.Dezember 1877)
Friedrich Ehrbar hatte einen Raum für die Kunst erschaffen, einen Raum, in dem Künstler:innen sich zusammenschlossen, sich gegenseitig an Kreativität bereicherten und ihr Werk an das Wiener Publikum in Form von Konzerten weitergaben. Allen voran Johannes Brahms, Pietro Mascagni, Anton Bruckner, Gustav Mahler, Béla Bartók, Max Reger, Arnold Schönberg und viele mehr.
Die Weltkriege verschonten auch den Ehrbar Saal nicht. Er wurde zweckentfremdet, diente als Lazarett, als Lagerraum, als Tierstall, Möbelmagazin und als Kunst-Auktionshaus. Als die Zeiten politisch ruhiger wurden, versuchte man den Konzertbetrieb rasch wieder aufzunehmen.
Im Jahr 1919 wurde das gesamte Gebäude verkauft. Marcel Rubin versuchte in der Zwischenkriegszeit eine Konzertreihe zeitgenössischer Musik aufzubauen. Leider gilt der Nachlass und das Archiv des Ehrbar Saals als verschollen, weshalb es nicht möglich ist die komplette Bandbreite an Geschichte und künstlerischem Schaffen des Hauses nachzuzeichnen.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Musikräumlichkeiten und Säle in ihrer ursprünglichen Form wiederhergestellt, die schützenden Abdeckungen entfernt und die historisch wertvollen Stuckvergoldungen freigelegt. Die feierliche Wiedereröffnung des Ehrbar Saals folgte im Jahr 1946, mit einem Festkonzert der Wiener Philharmoniker unter Rudolf Moralt.
Der Ehrbar Saal und der Kleine Ehrbar Saal wurden seit ihrer damaligen Wiedereröffnung fast ausschließlich für den Betrieb eines Konservatoriums genutzt. Im Jahr 2000 wurden die Säle – u.a. durch die Stadtinitiative Wien und andere Veranstalter:innen – zur Freude des Wiener Konzertpublikums, wieder vermehrt für öffentliche Konzerte verwendet.
Im Mai 2021 übernahm die Klaviermanufaktur C. Bechstein den Ehrbar Saal und alle dazugehörigen Räumlichkeiten. Es begann, unter strengsten Denkmalschutzbestimmungen und der Leitung des Herrn Architekten Dipl. Ing. Reinhardt Gallister, die größte Renovierung des Hauses seit 140 Jahren. Nun soll der Ehrbar Saal wieder als bedeutender Konzertsaal der Wiener Kulturszene etabliert und von einem lebhaften Konzertbetrieb erfüllt werden.
Inspiriert wurde das neue Corporate Design durch eine besondere Gestaltung, die Friedrich Ehrbar in Auftrag gegeben hat: Dreizehn goldene Schwanenpaare, die jeweils eine Note beschützen, rahmen den Ehrbar Saal ein. Damit sollte ein geschützter Raum für Musik symbolisiert werden.
Berlin 1853. Ein 27-jähriger Instrumentenbauer namens Friedrich Wilhelm Carl Bechstein aus Gotha, Neffe des thüringischen Schriftstellers, Märchensammlers und Sagenforschers Ludwig Bechstein, beschließt, das Märchen seines Lebens Realität werden zu lassen. Oder soll man sagen: die Vision? Er gründet seine eigene Werkstatt.